Die Pastoralreferenten beschäftigten sich bei ihrer Jahrestagung intensiv mit der Bedeutung der Würzburger Synode (1971-1975) für den aktuellen Dialogprozess in der Diözese Würzburg. Nach einem Impulsreferat von Dr. Klaus Roos, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung außerschulische Bildung im Bischöflichen Ordinariat Würzburg, erörterten sie, welche Themen sie heute in den Dialogprozess einbringen wollten. Eine Podiumsdiskussion mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand, Personalreferent Domkapitular Dietrich Seidel und stellvertretendem Seelsorgereferent Domkapitular Christoph Warmuth sowie den beiden Sprechern der Berufsgruppe legte das Gewicht auf die Forderung nach einem Dialog auf Augenhöhe.
Generalvikar Hillenbrand zeigte sich besorgt angesichts der Erfahrung, dass man sich in aktuellen innerkirchlichen Debatten schnell die gemeinsame Glaubensbasis abspreche. „Bei der Würzburger Synode flogen manchmal die Fetzen, aber es hat niemand dem anderen das Katholisch-Sein abgesprochen.“ Während die Würzburger Synode auf hohe Resonanz bei den Menschen gestoßen sei, stelle sich heute die Frage, ob die Menschen noch interessiere, was kirchenintern diskutiert werde. „Wenn es uns nicht gelingt, den Menschen klar zu machen, dass wir als Christen etwas für die Menschen wollen, wird es schwierig, Sauerteig für die Welt zu sein.“ Bei allen unterschiedlichen Gesprächen dürfe das Gespür „Wir sitzen in einem Boot“ nicht verlorengehen, unterstrich Hillenbrand. Oft werde der Dialogprozess rein auf den Dialog verkürzt. „Aber er ist ein Weg. Die weite Sicht gehört zum Dialog auf Augenhöhe. Der Dialog sollte eine Grundhaltung des Christlichen sein.“
Ein „Stück Resignation“ in den pastoralen Berufen konstatierte Personalreferent Seidel. Den Dialogprozess wertete er als Anstoß und Chance, „die wir nutzen und mitgestalten sollen mit unseren Ideen“. Ein bedeutsames Thema in den Gemeinden sei die Frage der Leitung. Angesichts von derzeit elf unbesetzten Pfarrstellen in den Pfarreiengemeinschaften werde er die Frage der Gemeindeleitung in die bevorstehende Klausurtagung des Allgemeinen Geistlichen Rats der Diözese einbringen, kündigte Seidel an. Aus der Vollversammlung der Pastoralreferenten kam gleichzeitig die Forderung an die Mitglieder des Domkapitels, den Bischof mit der Realität in den Gemeinden vor Ort zu konfrontieren. Generalvikar Hillenbrand betonte, die Frage des Zusammenhangs von Amt und Leitung sei noch nicht zu Ende diskutiert. Er rief dazu auf, den Weg des mühsamen Konsenses zu gehen, und warnte vor der „Methode Brechstange“: „Reformen müssen theologisch, pastoral und spirituell verortet sein.“
Als große Chance, der Frage nachzugehen, was heute Aufgabe von Kirche in den Pfarreiengemeinschaften sei und wie heute von Gott gesprochen werden könne, wertete Domkapitular Warmuth den Dialogprozess. „Ich hoffe, dass wir durch den Dialogprozess mehr Sprachfähigkeit im Glauben gewinnen.“ Als Grund für die „Müdigkeit beim Dialog“ in den Gemeinden nannte Roos den Reformstau in der Kirche. „Es mangelt am Handeln, nicht am Reden.“
In Kleingruppen arbeiteten die Pastoralreferenten auf der Grundlage der Würzburger Synode und des Pastoralen Gesprächs der 1990er Jahre Schwerpunktthemen für den aktuellen Dialogprozess heraus. Besonders wichtig sind der Berufsgruppe unter anderem ein Dialog auf Augenhöhe, der keine Themen vorab ausschließt, Transparenz, Vertrauen, ein verbindliches Verfahren sowie ein Ernstnehmen des Priestertums aller Getauften und der Probleme der Menschen von heute.
(0312/0057; E-Mail voraus)
Veröffentlicht: 16.01.2012 bs (POW)