Würzburg (POW) Seit 15 Jahren ist Pastoralreferent Dr. Martin Schwab als Fundraiser tätig. Im Kreis seiner Kolleginnen und Kollegen der deutschen (Erz-)Bistümer ist er damit der Dienstälteste. Für das Thema brennt er wie zu Beginn. Systematisches Fundraising analysiert gelungene Beziehungen und spricht die Menschen auf verschiedene Art und Weise an, zum Beispiel durch Benefizaktionen oder durch einen Spendenbrief. „Es geht hier nicht darum zu ‚betteln‘, sondern die Menschen zu überzeugen, dass eine Pfarrei oder eine katholische Schule etwas Besonderes bieten, für das es sich zu geben lohnt.“
Im Bistum Würzburg sei das auch gelungen, betont Schwab. Im Schnitt habe die damalige Stabsstelle Fundraising das Anderthalbfache eingeworben, was sie gekostet habe. „Die Erfahrung zeigt: Je klarer das Projekt ist, desto einfacher ist es, die Leute zu begeistern.“ Oder anders ausgedrückt: Je höher die Identifikation ist, desto leichter sei es, um Spenden zu bitten.
Aber nicht nur die Finanzen seien durch die Arbeit aufgebessert worden. Beim Betreuen von Projekten, was den Schwerpunkt darstellte, sei auch immer Organisationsentwicklung betrieben worden, sagt Schwab. „Die Öffentlichkeitsarbeit wurde verbessert, die Zusammenarbeit zwischen Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat vertieft. Überhaupt kann ich sagen: Wo unsere Beratertandems vor Ort aktiv waren, konnte die Identifizierung der Menschen mit dem jeweiligen Projekt deutlich gesteigert werden.“
Die Anfänge waren vergleichsweise bescheiden. „Als ich mich 2007 auf die ausgeschriebene Stelle bewarb, hat mich vor allem die Aussicht gereizt, etwas Neues aufzubauen“, berichtet Schwab. Zuvor hatte er elf Jahre beim Würzburger katholischen Sonntagsblatt gearbeitet und dort zunächst die Bistumsseiten, dann die für Theologie sowie Kirche und Welt betreut. An der Fundraising-Akademie in Frankfurt am Main qualifizierte er sich berufsbegleitend zwischen 2008 und 2010. 2012 begann dann im Bistum Würzburg das Fundraising im großen Stil: Schwab wurde ab da von bis zu sieben Honorarkräften unterstützt, die sich über einen dreijährigen internen Kurs beim Bistum dafür hatten ausbilden lassen.
Sie hielten Schulungen und Informationsworkshops im gesamten Bistum, betreuten 30 Großprojekte von Pfarreien, kirchlichen Stiftungen oder der Kirchlichen Jugendarbeit (kja). „Zudem haben wir rund 500 Fallberatungen durchgeführt. Beispielsweise haben wir uns Kirchgeldbescheide angesehen und Vorschläge gemacht, wie diese ansprechender formuliert werden können.“ Als Folge sei der Ertrag zum Teil bis zu 50 Prozent höher ausgefallen als zuvor.
Die Bistumsleitung beschloss Ende 2020, die Stabsstelle Fundraising in der bisherigen Form einzustellen. Für Schwab „eine strategische Entscheidung“, die respektiert werden müsse. Er hoffe darauf, dass diese in den kommenden Jahren wegen zurückgehender Zuschüsse überdacht werde. Mit zehn Wochenstunden ist Schwab heute alleiniger Mitarbeiter der „Kompetenzstelle Fundraising“ des Bistums. Ansonsten ist er in der Gemeindeberatung, der Supervision und der Mitarbeitervertretung (MAV) aktiv. „Die Themen rund um das Fundraising sind noch da und Entscheidungen können sich ändern“, sagt er. Er bekomme positive Rückmeldungen, auch für das reduzierte Angebot, „das mir mehr Freude macht, als ich dachte“.
„Politisch bin ich in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fundraiser dadurch ein Leichtgewicht, aber man respektiert meine Erfahrung“, betont Schwab. Zumal Würzburg bayernweit das einzige Bistum ist, das eine Person mit dem Thema Fundraising betraut hat. Mit dem momentanen Zeitbudget und als Einzelkämpfer könne er keine Projektbegleitung und keine Schulungen mehr bieten. „Aber ich versorge alle interessierten Haupt- wie Ehrenamtlichen im Bistum gern mit präzisen Informationen. Ich denke zum Beispiel an Checklisten für den Kirchgeldbrief und Beispiele gelungener Formulierungen.“ Gleiches gelte für das Thema Sponsoring, das er gerne im Blick auf konkrete Projekte aufzeige. Ausführlichere Informationen biete er zudem im Íntranet des Bistums allen dort angemeldeten Haupt- und Ehrenamtlichen. Der Internetauftritt fundraising.bistum-wuerzburg.de sei da knapper bestückt, diene aber als niederschwellige erste Anlaufstelle, ebenso wie der Auftritt bei Facebook.
„Spenden haben im katholischen Raum eine Tradition und sind eine Ausdrucksform des Glaubens. Von daher würde ich mich freuen, wenn die Bistumsleitung ihre Entscheidung in Sachen Fundraising in den nächsten Jahren noch einmal überdenken würde“, sagt Schwab – „und zwar ganz unabhängig von meiner Person“.
mh (POW)