Würzburg (POW) Einen Einblick hinter die Kulissen des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland haben Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen und Mitglied im Forum „Frauen in Diensten und Ämtern“, sowie Pastoralreferent Marcus Schuck, Mitglied im Forum „Leben in gelingenden Beziehungen“, bei einem digitalen Gesprächsabend gegeben. Die Veranstaltung am Mittwoch, 21. April, wurde initiiert von den Berufsgruppen der Pastoralreferent*innen und Gemeindereferent*innen.
Kritisch sahen viele der mehr als 30 überwiegend weiblichen Teilnehmenden, dass im Bistum Würzburg der Synodale Weg kaum eine Rolle spiele, schreiben die Veranstalter in einer Pressemitteilung. Gerade im Blick auf die anstehenden Änderungen durch das Programm „Gemeinsam Kirche sein“ sei es laut Schuck unverständlich, dass die Bistumsleitung keine Auseinandersetzung mit den Themen des Synodalen Wegs im Bistum organisiere. Als Beispiel nannte er die Frage nach der Tauf- und Traudelegation an pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die der Synodale Weg wohl empfehlen werde und die sicher Auswirkungen auf die zukünftige Pastoral im Bistum haben werde.
Ganz hofft auf Veränderung durch den Synodalen Weg. Sie berichtete von der neu entstandenen Kultur des Synodalen Wegs, in der offen und persönlich Meinungen und Erfahrungen zur Sprache kämen. Sie war jedoch überzeugt, dass eine professionelle Prozesssteuerung unerlässlich sei, um Machtmissbrauch in den Beratungen offenzulegen und zu verhindern. Das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern“ sei das erste Gremium des Synodalen Wegs, das dafür eine Organisationsberaterin beauftragt habe. Ein großer Fortschritt und eine Bereicherung sei die Mitarbeit von Personen, die selbst von Missbrauch betroffen sind. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden gaben an, dass sie das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern“ am meisten bewege. So war es jeweils etwa 80 Prozent der Teilnehmenden sehr wichtig, dass Frauen verkündigen, dass sie Sakramente spenden und dass sie in allen Leitungsebenen der Kirche vertreten sind. „Das System Kirche ist irritiert“, sagte Ganz. Diese Erkenntnis sei ein wichtiger Schritt, um das System wieder hin zu einer glaubwürdigen Kirche verändern zu können.
Das Forum „Leben in gelingenden Beziehungen“ befasst sich mit der Veränderung der katholischen Sexuallehre. Schuck berichtete von der polarisierenden Wirkung des Verbots der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare durch die Glaubenskongregation. Er erzählte von der intensiven Arbeit an verschiedenen Texten, von denen die meisten handlungsorientiert seien und Papst wie Bischöfen konkrete Umsetzungsschritte nahelegten. Es zeichne sich ab, dass in vielen Punkten kein Konsens im Forum erzielt werden wird, das sehr vielfältig besetzt sei. Er gehe davon aus, dass die Beschlussvorlagen, die das Forum der Synodalversammlung im Herbst zur ersten Lesung vorlegen werde, für klare Veränderungen in Praxis und Lehre der Kirche eintreten werden. Zum Beispiel gehe es um die Frage, wie mit Menschen umgegangen werde, die aus verschiedenen Gründen nicht nach dem derzeitigen kirchlichen Grundsatz „kein Sex außerhalb der Ehe“ leben. Deutlich wurde in den Rückmeldungen, dass es nicht nur Texte, sondern konkret erfahrbare Änderungen der Praxis geben müsse. So trat eine Mehrheit der Teilnehmenden für die Einführung von Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare durch die Bistümer trotz des Verbots aus Rom ein.
Am Anfang wie am Ende der Veranstaltung waren die Teilnehmenden nach ihrer Hoffnung gefragt worden. Zu Beginn sei die Hoffnung auf den Synodalen Weg sehr verhalten gewesen. Etwa die Hälfte habe angegeben, keine wirklichen Veränderungen zu erwarten. Nach dem Austausch und den fundierten Informationen sei die Hoffnung bei mehr als jeder dritten Person gewachsen.