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Pastoralreferent Christof Gawronski

„Eine Frage der Glaubwürdigkeit“

Würzburg (POW) Umweltbeauftragter Christof Gawronski über das Umweltengagement des Bistums – Heizen kirchlicher Gebäude entscheidend – Noch Potenzial für regenerative Energiequellen – Podiumsdiskussion „Wachsen oder schrumpfen?“ am 23. September im Burkardushaus

Das Thema Klimaschutz beherrscht bundesweit die Schlagzeilen. „Fridays for Future Würzburg“ ruft zum Klimastreik am Freitag, 20. September, in Würzburg auf. Die Bewahrung der Schöpfung war aber auch schon immer ein Kernthema der Kirche. In der Diözese Würzburg werden konkrete Maßnahmen in den Blick genommen, um die Schöpfung zu bewahren und dem Klimawandel zu begegnen. Dabei geht es besonders um die Bewahrung der Schöpfung im alltäglichen Handeln. Christof Gawronski, Umweltbeauftragter der Diözese Würzburg, erläutert im Interview, welche Schritte das Bistum in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht.

POW: Zum Schutz der Umwelt werden immer wieder andere Schwerpunkte gesetzt. Ging es in den 1990er Jahren noch verstärkt um den Papierverbrauch, gilt es heute, besonders Plastik zu vermeiden. Welche Schwerpunkte setzt die kirchliche Umweltarbeit?

Christof Gawronski: Der Gebäudebereich spielt bei uns eine große Rolle, einfach weil er die stärksten Auswirkungen hat. Das ist auch früher so gewesen, nur war das Thema vor 30 Jahren vielleicht noch nicht ganz so präsent. Heutzutage hängt es viel stärker mit den Kosten zusammen. Die Standardfragen sind aber ansonsten geblieben: Welches Papier verwende ich? Habe ich auf meinem Pfarrfest Einweg- oder Mehrweggeschirr?

POW: Welche konkreten Schritte sind im Bistum im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit geplant?

Gawronski: Im Moment sind wir dabei, zu erfassen, was wir überhaupt an Energieverbräuchen im Gebäudebereich haben. Wir wissen, welche Gebäude wir haben und wo sie stehen. Aber wie gut sind sie energetisch, welche Mengen verbrauchen sie und wie gehen wir damit sinnvoll um?

POW: Welche Art von Gebäuden haben wir im Bistum?

Gawronski: Wir haben die alten Kirchen, die irgendwann im vergangenen Jahrhundert mit einer Heizung ausgestattet worden sind. Unsere Pfarrheime und Kindergärten sind schwerpunktmäßig aus den 1960er bis 1980er Jahren oder aber noch recht neu. Man kann daher sagen, dass wir tendenziell relativ viele alte Heizungen in unseren Gebäuden haben. Doch ein Heizungsaustausch ist in den allerwenigsten Kirchen ein Schritt nach vorne. Das liegt daran, dass die Räume sehr groß und die Nutzungszeiten eher gering sind. Es geht vielmehr darum, dass man die Heizung, die man hat, möglichst passgenau nutzt. Sind die Gottesdienstzeiten richtig eingestellt, ist die Aufheizdauer gebäudeverträglich? Wenn doch mal ein Heizungsaustausch notwendig ist, sollte gut überlegt werden, ob man auf regenerative Energieträger umsteigen kann.

POW: Die Erlöserschwestern haben sich selbst eine strenge Klimaagenda gegeben. Wäre eine Art Selbstverpflichtung auch eine Idee für andere Akteure im Bistum?

Gawronski: Das ist sicherlich ein Weg. Ich kenne zum Beispiel ihr selber gemachtes Tempolimit. Das passt in die Kategorie „Von allem etwas weniger“. Ein freiwilliges Tempolimit halte ich auf jeden Fall für richtig. Wir haben auch in den Leitlinien des Bistums zum Umwelt- und Klimaschutz den Punkt, dass bei Dienstfahrten Richtgeschwindigkeit (130 Stundenkilometer) gefahren werden soll. Darüber hinaus haben unsere Tagungshäuser sogar etwas Stärkeres als eine Selbstverpflichtung. Durch die EMAS-Zertifizierungen gibt es in den Häusern relativ klare Anweisungen, zum Beispiel Kriterien für den Einkauf oder die Dosierung der Reinigungsmittel. Die Anordnungen sind teilweise sehr kleinteilig, aber auf jeden Fall sinnvoll. Außerdem hat die Bischofskonferenz Handlungsempfehlungen für die deutschen Diözesen herausgegeben, und wir haben im Bistum die „Arbeitsgruppe Klimaschutz“.

POW: Welche positiven Entwicklungen sehen Sie als Umweltbeauftragter im Bistum Würzburg, was Klimaschutz und Nachhaltigkeit angeht?

Gawronski: Immer mehr Einrichtungen erkennen, dass Umwelt- und Klimaschutz eine Frage der Glaubwürdigkeit ist und auch schlicht Vorteile auf der Kostenseite hat – auch wenn es natürlich Aufwand ist. Zudem sorgt es in den Einrichtungen für ein gewisses Wir-Gefühl: Gemeinsam etwas geschafft, etwas Gutes getan zu haben und beispielsweise mit einem EMAS-Zertifikat für eine erfolgreiche Umweltmanagement-Strategie zu stehen. Außerdem ist es zum Beispiel bei der IT-Ausstattung ein Kriterium, dass Sachen langlebig sind und einen geringen Energieverbrauch haben. Im Baubereich gibt es einzelne Regeln, etwa dass beim Dämmen kein Styropor mehr verwendet wird. Ich merke, dass es in verschiedenen Bereichen ein Umdenken gibt.

POW: Wo hat das Bistum Würzburg bislang ungenutzte Potenziale?

Gawronski: Das Thema Photovoltaik ist sicherlich eines, bei dem wir noch viel Potenzial haben. Wir haben viele Gebäude, bei denen sie sich rentiert. Durch die momentane Preisgestaltung bei der Einspeisevergütung ist Photovoltaik dort sinnvoll, wo es viel Eigenverbrauch gibt – ein Kindergarten ist ein Paradebeispiel. Aber hier gibt es auch oft das Missverständnis, dass der Beschluss, es dürfe im Bistum keine Photovoltaik auf Kirchen geben, auf kirchliche Gebäude verallgemeinert wird. Dabei ist es auf allen anderen Gebäuden eine Einzelfallentscheidung. Da ist auf jeden Fall noch was möglich.

POW: Hat sich das Engagement der Kirche im Bereich Umweltschutz in den vergangenen Jahren verändert?

Gawronski: Das Thema steht im Prinzip durch den Schöpfungsauftrag schon immer auf der Agenda der Kirche. Dass es aber in die kirchliche Organisationsstruktur gekommen ist, ist rund 30 Jahre her. In den 1980er Jahren gab es in verschiedenen deutschen Bistümern die ersten Umweltbeauftragten. Wir sind seit 1989 im Bistum Würzburg mit einer halben Stelle dabei. Vorher gab es einen ehrenamtlichen Umweltbeauftragten. Vom Bildungsschwerpunkt am Anfang ging es dann immer mehr ins sogenannte operative Geschäft und verstärkt um die Frage: Was können wir in unserem Bereich selber tun? Vor etwa 20 Jahren folgten dann die ersten Vorarbeiten in Richtung Umweltmanagement. Mittels Zertifizierungen wurden Arbeitsabläufe darauf durchleuchtet, was man ökologisch gesehen besser machen könnte – und das stetig. Ziel ist es bis heute, die Abläufe zu verändern und nicht nur einzelne Aktionen zu starten. Hier in Würzburg waren das Kilianeum-Haus der Jugend und die Caritas-Geschäftsstelle deutschlandweit unter den ersten zertifizierten kirchlichen Einrichtungen.

POW: Was kann ich als Einzelperson konkret zum Umweltschutz beitragen?

Gawronski: Letztlich geht es darum, sich ein bisschen was von der Bequemlichkeit und der Gedankenlosigkeit abzugewöhnen und eher vorausschauend durch den Alltag zu marschieren. Das fängt an bei der Frage, ob ich heute etwas einkaufen werde. Habe ich dann etwas, wo ich die Einkäufe reinpacken kann, oder muss ich spontan eine Tüte kaufen? Es geht weiter bei der Frage, ob ich einen Raum beleuchte und heize, den ich zu Hause, im Pfarrheim oder im Büro nicht nutze. Außerdem die Frage, wo ich in meinem Einflussbereich regenerative Energien einsetzen kann. Der Wechsel zu Ökostrom ist eine ganz leichte Sache. Doch das „Von allem etwas weniger“ ist ohne Zweifel die richtige Geschichte. Und das, was dann frei wird – sei es an Zeit oder vielleicht auch ein bisschen Geld – kann man investieren, um mehr zu tun.

Podiumsdiskussion: „Wachsen oder schrumpfen? Was hat Zukunft?“

„Wachsen oder schrumpfen? Was hat Zukunft?“ ist eine Veranstaltung mit Podiumsdiskussion am Montag, 23. September, von 17 bis 21 Uhr im Würzburger Burkardushaus überschrieben. „Es geht darum, ob Wachstum als Grundlage unseres Wirtschaftssystems auf Dauer funktionieren kann“, erklärt Pastoralreferent Christof Gawronski, Umweltbeauftragter der Diözese Würzburg. „Das ist eine der großen Fragen: Geht das Wachstum auf Kosten von irgendetwas oder irgendjemandem? Das muss aus sozialer Sicht und mit Blick auf die Umwelt diskutiert werden.“ Im Podiumsgespräch sollen unterschiedliche Perspektiven auf Wachstum und dessen gesellschaftliche Bedeutung thematisiert werden. Bereits um 17 Uhr kann man sich bei einer Hausmesse über das Thema informieren. Um 18 Uhr hält Dr. Dr. Johannes Wallacher, Professor für Wirtschafts- und Sozialethik sowie Präsident der Hochschule für Philosophie München, einen Impulsvortrag. Wallacher ist auch Vorsitzender der im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz arbeitenden Sachverständigengruppe „Weltwirtschaft und Sozialethik“. Diese hat die Studie „Raus aus der Wachstumsgesellschaft?“ herausgegeben. Die Podiumsdiskussion beginnt um 18.30 Uhr. Teilnehmer sind Oliver Freitag, Bereichsleiter Innovation und Umwelt bei der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt, Landtagsabgeordneter Patrick Friedl, Maria Reuß, Leiterin des Burkardushauses, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Michael Stolzenberger (Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands) sowie Professor Wallacher. Das Gespräch wird moderiert von Dr. Stefan Meyer-Ahlen, Studienleiter von „Theologie im Fernkurs“. Im Anschluss ist Gelegenheit zur Diskussion und Begegnung. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Nachhaltigkeit regional“ der Tagungshäuser im Bistum. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Interview: Victoria Förster (POW)