Würzburg (POW) Die Kliniken in Deutschland mobilisieren zusätzliches Personal, um mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie fertig zu werden. Unter den Freiwilligen ist auch Pastoralassistentin Alina Welzbach (28). Seit September 2019 ist sie in der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost beschäftigt. Doch Welzbach ist auch gelernte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin. Seit vergangener Woche absolviert sie neben ihrer Arbeit in der Pfarreiengemeinschaft Würzburg-Ost drei volle Dienste pro Monat auf der Geburtenstation der Universitätsklinik Würzburg.
„Ganz ohne Klinik geht es für mich einfach nicht“, sagt Welzbach. Nach der Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin an der Kinderklinik in Aschaffenburg begann sie 2014 ein Theologiestudium in Würzburg, arbeitete aber weiter in Teilzeit in der Universitätsklinik Würzburg. „Ich war zunächst als Springer für alle Stationen eingesetzt. Die letzten vier Jahre war ich in der gynäkologischen Notaufnahme.“ Sie habe sich immer Zeit für Gespräche mit den Patienten und Angehörigen genommen, sagt sie. „Ich wusste genau – hierfür studiere ich Theologie.“ Erst als im September 2019 ihre Ausbildung zur Pastoralassistentin begann, verließ Welzbach das Krankenhaus. Dann kam die Coronakrise. Zwar arbeitet sie im Homeoffice weiter. „Aber in den Krankenhäusern wird so dringend Pflegepersonal gesucht.“ Also sprach sie mit ihren Vorgesetzten und bekam dort Unterstützung für ihren Plan, wieder am Universitätsklinikum auszuhelfen.
Dort fand sie eine ganz neue Situation vor: Security-Personal am Eingang, Mitarbeiterinnen, die Einweisungen in die neuen Hygienevorschriften geben. „Aktuell darf die Klinik nur noch mit Mundschutz betreten werden“, nennt Welzbach ein Beispiel. Da sei ihr mit neuer Deutlichkeit bewusst geworden, wie wichtig die Mimik im Kontakt mit den Mitmenschen ist. „Wie wertvoll ist ein aufmunterndes Lächeln, ein mitfühlender Blick, wenn es keine passenden Worte gibt. Doch genau diese Kleinigkeiten gehen zurzeit etwas verloren“, beschreibt sie.
Auf der Geburtenstation stünden die Pflegekräfte vor ganz neuen Herausforderungen. Aufgrund der strikten Schutzmaßnahmen können die Frauen keinen Besuch bekommen, auch nicht von den Vätern der Kinder. „Gerade die Frauen, die gerade entbunden haben, leiden teils sehr unter dem fehlenden Besuch“, berichtet Welzbach. Auch kranke Kinder, die in der Kinderklinik behandelt werden, dürften nur von einem Elternteil besucht werden – aber nicht von beiden gleichzeitig. „Das ist für alle eine große Belastung.“ Das persönliche Gespräch rücke nun in den Vordergrund. „Die Frauen vermissen ihren Partner, sind teilweise überfordert mit der Situation, sie weinen. Ich bin als Pflegekraft noch mehr gefordert, auch ein Ansprechpartner zu sein.“
Wenn ein Kind krank oder tot geboren werde, würden existenzielle Fragen gestellt. „Alle Frauen stellen dieselbe Frage: Trage ich irgendeine Schuld?“ Ihr Glaube und ihr Studium hätten ihr dabei geholfen, den Frauen im Gespräch eine Perspektive aufzeigen zu können, sagt Welzbach. Dazu komme momentan die Angst vor dem Coronavirus. „Viele sind in ihrem unmittelbaren Umfeld davon betroffen. Fast jeder kennt jemanden, der erkrankt ist. Und es ist noch nicht geklärt, inwieweit sich das Virus auf die Kinder überträgt.“ Sie könne sich vorstellen, dass Frauen aufgrund der Ansteckungsgefahr Angst davor hätten, in der Klinik zu entbinden. Sie habe auch gehört, dass schon einige Frauen von der Polizei angehalten wurden, als sie auf dem Weg zu ihren Kindern in der Kinderklinik waren.
„Es ist umso schöner und bewundernswerter, dass die Ärzte, das Pflegepersonal, alle, die im Krankenhaus arbeiten, einfach da sind und ihre Arbeit machen. Dieses Engagement und diesen persönlichen Einsatz finde ich toll“, erklärt Welzbach. Sie sei Medizinstudenten begegnet, die freiwillig aushelfen, Pflegekräften, die flexibel auf den Stationen einspringen und Überstunden machen, um für die Patientinnen und ihre Neugeborenen da zu sein. Das alles erinnere sie an das liebevolle Handeln Jesu. „Hier im Krankenhaus wird ganz konkret gelebte Nächstenliebe spürbar. Dieses Miteinander und Aufeinander-Achten miterleben zu dürfen, macht mir Mut, stimmt mich glücklich und gibt mir Kraft.“
sti (POW)