Würzburg (POW) Am 20. Juli hat die Fußballweltmeisterschaft der Frauen in Australien und Neuseeland begonnen. Zum engeren Favoritinnenkreis zählt auch die deutsche Nationalmannschaft. Wie man bei einem Turnier überzeugt, hat die Mannschaft des Bistums Würzburg bei der Bayerischen Seelsorgemeisterschaft im Juni in Forchheim schon unter Beweis gestellt. Dabei vereint das Team zwei Dinge, die laut Kapitän und Pastoralreferent Dr. Thorsten Kapperer untrennbar zusammengehören – Religion und Fußball. Der Beauftragte für Kirche und Sport im Bistum Würzburg hat bei der Seelsorgemeisterschaft erzählt, was die Kirche vom Fußball lernen kann.
„Ein Merkmal des Heiligen ist, dass es zur gleichen Zeit erschreckt und fasziniert. Und beim Fußball kann man das ganz leicht erklären durch ein Tor“, sagt Kapperer. Das beste Beispiel dafür ist die Mannschaft des Bistums Würzburg selbst. Freud und Leid lagen für sie bei dem Turnier nah beieinander. Überraschend schaffte sie es bis ins Finale und unterlag dort dem Bistum Passau mit einem knappen 0:1. „In dem Moment, in dem ein entscheidendes Tor fällt. Genau in dem Moment, wo der Ball die Linie überquert. Das ist einfach für die einen furchtbar erschreckend, für die anderen total toll. Und da scheint so ein Stück weit des Heiligen mit rein.“ In so einem Spiel entscheiden für den Seelsorger aber nicht nur Training und Können: „Wir versuchen viel zu kontrollieren, hier in diesem Spiel. Im Leben glaube ich manchmal auch, dass wir vieles der Reihe nach geordnet haben. Aber im Spiel sehen wir halt immer wieder, dass der Zufall sehr dominant ist. Und von daher wirkt da auch so ein bisschen das Göttliche mit.“
Warum Fußball eine tolle Möglichkeit ist, die Menschen zu erreichen, erklärt Kapperer in seiner Dissertation „Leidenschaft und Fußball. Ein pastoral-theologisches Lernfeld“. Der Fußball begeistere Menschen jeden Alters weltweit. Die Geschichte des Fußballs zeige, dass Leidenschaft ein entscheidender Faktor für seine Beliebtheit als Volkssport sei. Die Sportart vereine emotionale Elemente wie Spannung und einfache Zugänglichkeit und könne als Ventil für starke Emotionen dienen. Kapperer gesteht auch ein, dass dem Fußball negative Elemente wie Kommerzialisierung, Gewalt und Leistungsdruck anhängen. Die positiven Punkte würden dennoch zeigen, dass Fußball ein bedeutender theologischer Analysegegenstand sei. „Denn das, was die Menschen bewegt, muss Gegenstand der Pastoral sein.“
Kapperer schreibt weiter: „Eine grundlegende Aufgabe von Religion ist es, ihre Inhalte in die säkulare Sprache zu übersetzen.“ Das gelinge, indem man Religiosität in säkularen Bereichen erkenne und verstehe. „Dem Fußball als einem Ort der Populärtheorie gelingt es offensichtlich, exemplarische Kennzeichen des Heiligen so zum Ausdruck zu bringen, dass sie von zahlreichen Menschen verstanden werden.“ So werde der Fußballplatz zum Lernort für pastoral-theologische Sprachfähigkeit und könne Impulse für die konkrete pastorale Arbeit bieten. Wichtig ist für Kapperer festzuhalten: „Fußball ist keine Religion.“ Aber man könne Fußball und Pastoral in einem produktiven Spannungsverhältnis betrachten. So sei der Fußball ein „pastoral-theologisches Lernfeld, das jede Menge kreatives Potential für die Pastoral bereithält“.
Vielleicht lässt sich auch die Fußballweltmeisterschaft der Frauen für die Pastoral von Kapperer und seinen Kolleginnen und Kollegen nutzen. Fest steht: Die Seelsorgerinnen und Seelsorger sehen die deutsche Nationalmannschaft ganz weit vorne. Pastoralreferent Andreas Kees, Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG), hat beim Vizemeistertitel bei den Bayerischen Seelsorgemannschaften festgestellt, dass es auf den Teamgeist ankommt – im Sport wie im Leben. Er sagt: „Ich glaube, dass unser Team absolut eine Chance hat, den Pokal zu holen. Denn Weltmeister wird nicht, wer die stärkste Mannschaft hat, sondern wer den stärksten Teamgeist hat.“ Gemeindereferentin Laura Kunz, Jugendseelsorgerin in der Kirchlichen Jugendarbeit Main-Rhön, tippt: „Ich glaube, dass die Mädels bis ins Halbfinale kommen, dort verlieren und im kleinen Finale dann gewinnen.“ Kapperer hat sich für den Tipp Unterstützung von seiner Tochter Lara geholt, die selbst Fußball spielt: „Ich tippe, dass die Frauen mindestens ins Halbfinale kommen, weil wir ein starkes Team und eine erfahrene Trainerin haben“, sagt sie. Ihr Vater ergänzt: „Und eine Alex Popp, die immer für ein Tor vorne gut ist.“ Das letzte Wort gehört Kees: „Also Mädels, haut euch rein und holt den Pokal nach Deutschland!“
Quelle: Pressestelle