Notfallseelsorger Wolfgang Schöller: „Erzählen ist ein Zeichen von Verarbeitung“. Und was dann kam, bezeichnet Schöller als dramatisch. „Aber bei aller Dramatik darf man nicht vergessen, dass ich kein Betroffener war.“ Bei der Anfahrt zum Unfall habe es einen langen Stau gegeben. Aber die Autofahrer seien zur Seite gefahren und hätten vorbildlich eine Mittelspur freigehalten. Er habe nicht zum direkten Unfallort fahren müssen, da die Verletzten schon aus den Autos geborgen worden seien. Schöller kümmerte sich um jene Verletzten und Angehörigen, die in zwei Zelten von Notärzten versorgt wurden – sie wurden später in der Feuerwehrhalle von Poppenlauer betreut.
Mit ungefähr 15 Personen, die in den Unfall verwickelten waren, sprach der Notfallseelsorger vor Ort. Sie hätten Anzeichen eines Schocks gehabt: Zittern, blasse Haut. Wichtig war es, dass die Betroffenen das Erlebte einem Unbeteiligten erzählen konnten. „Es immer wieder und wieder erzählen zu können – das ist schon ein Zeichen von Verarbeitung, von Distanz gegenüber dem Erlebten“, sagt Schöller. Dazu habe er die Menschen angesprochen. Etwa mit: „Wie geht's?“ Religiöse Fragen nach dem Warum des Geschehenen oder wieso man nochmal davongekommen sei, hätten bei fünf, sechs Personen eine Rolle gespielt. Im Übrigen, so Schöller, sei Professionalität gefragt gewesen. Er sei schon bei mehreren Verkehrsunfällen mit Toten gewesen.
Laut Polizei waren am Sonntagnachmittag bis auf eine Frau alle Verletzten aus den Krankenhäusern entlassen. Insgesamt waren es rund 40 Menschen. Die Verletzungen hatten sich entgegen ersten Befürchtungen doch als nicht so gravierend herausgestellt. 16 Menschen waren in Klinken gebracht worden, wobei man von acht Schwerverletzten ausgegangen war. Im Einsatz waren rund 170 Helfer von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Rettungsdiensten und etwa 30 Polizeibeamte. Kurz nach 18 Uhr war die A 71 wieder frei. Der Einsatz hat laut Polizei auch deshalb so gut funktioniert, weil im September 2005 kurz vor Eröffnung der A 71 eine Katastrophenschutzübung etwa fünf Kilometer nördlich der jetzigen Unfallstelle stattfand.